Isabella Gerstner
double-crossed displays / Städtische Galerie Kirchheim unter Teck
2015

DE (aus der mündlichen Einführungsrede)

(...) Was wir sehen, sind hier Objekte im Raum, Skulpturen unter Teck, so heißt diese mehrteilige Arbeit von Max Leiß, und in der skulpturalen Ansammlung erkennen wir gleichzeitig diesen Raum wieder: Denn Ausgangspunkt für die Materialität und Form der Gebilde sind jene architektonischen Elemente, die den Innenraum dominieren. Der künstlerische Prozess wird hier zu einer Aneignung mit Möglichkeitspotenzial, die Skulpturen selbst werden zu Möglichkeiten, die sich in ihrer Materialität weniger auf den Raum beziehen als vielmehr aus dem Raum entwachsen. Präsentieren sie sich auf den ersten Blick wie eine klassische Skulpturenansammlung, die immer wieder neu zu einem installativen Gefüge zusammengesetzt werden könnte, lösen sie sich auf den zweiten Blick in ihrer Materialität wieder auf. Denn ausgehend von jenen funktionalen Formen des Raumes betreibt Max Leiß hier ein skulpturales Spiel, in dessen Doppeldeutigkeit erst die mögliche Bedeutung sichtbar wird. Die spielerische Formentwicklung integriert hier das Mitgebrachte (Das Holz, den Sandstein, die Latten) mit dem Vorgefundenen (der Raum, die Spots aus den Vitrinen) und gibt dem, was man sieht, Freiraum zu sein, was es sein könnte.

Die drei Fotografien erweitern diese skulpturale Wucherung um zusätzliche Assoziationsfelder: lêche-vitrines heissen sie (Schaufensterbummel, bzw. wörtlich übersetzt: die Scheiben lecken), und scheinen zunächst losgelöst von jeglicher Verortung nur mit dem Präsentieren an sich beschäftigt, weil das, was man sieht, nichts Spezifischeres zeigt, als das Zeigen selbst. Ein vorgefundener Zustand, eine Präsentationssituation. Hier eine leere Vitrine aus dem Louvre in Paris, die vor allem das Licht zeigt, das für das Zeigen relevant ist. Dort im Schaukasten verschlossen, nur von Außen sichtbar: die Fotografie eines Objektes aus dem Stadtmuseum im Obergeschoss dieses Gebäudes. Ein funktionales Nähutensil, das Verbindungen schaffen kann. Die dritte Fotografie zeigt ein Hirn, das verbindungsschaffende Organ par excellence - doch handelt es sich um ein Modell aus Pappmachée, aus dem Musée Fragonard in Paris. Alle drei Fotografien treten somit nicht nur untereinander in Verbindung, sondern verknüpfen die Ausstellung auch mit weiteren Orten der Präsentation. Sie wirken inszeniert und sind doch nur Betrachtungen von Inszenierung. Dabei geht es um Anwesenheit, Berührung und Möglichkeit. (...)